Altersvorsorge planen, Schritt 5:
Wie viel Sie sparen müss(t)en, um die Vorsorgelücke zu schließen

Altersvorsorge planen: Wie viel Sie sparen müss(t)en, um die Vorsorgelücke zu schließen


Wenn die Vorsorgelücke insgesamt abgeschätzt ist, wird es wieder einfach: Dann lässt sich leicht ausrechnen, wieviel Geld man jeden Monat sparen müsste, um diese Lücke zu stopfen. Ein Blick in die Tabelle unten genügt, und Sie wissen, wie viel Sie pro 10.000 Euro an benötigtem Vorsorgekapital monatlich sparen müssen.

Fehlt nur noch der Realitäts-Check: Was ist, wenn Sie mehrere Zehntausend Euro an Vorsorgekapital benötigen oder gar einen sechsstelligen Betrag? Denn insgesamt kann sehr schnell sehr viel zusammenkommen. Beispiel: Eine Frau des Geburtsjahrgangs 1970 möchte mit 65 Jahren in Rente gehen und aus ihrer Altersvorsorge eine lebenslange Rente von monatlich 150 Euro in heutiger Kaufkraft erhalten. Bei einem realen Zinssatz (=Zinssatz minus Inflationsrate) von 1 Prozent benötigt sie dafür zu Rentenbeginn inflationsbereinigt ein Vorsorgekapital von gut 50.000 Euro. Wenn bis zum Rentenbeginn noch 20 Jahre verbleiben, in denen sie diese Summe ansparen kann, muss sie dafür monatlich knapp 200 Euro zurücklegen. Ist ein solcher monatlicher Sparbeitrag realistisch? Und was tun, wenn nicht?

 

Wie viel muss ich pro Monat zusätzlich sparen?

Wie viel Geld Sie monatlich zur Seite legen müssen, um bis zur Rente das benötigte Vorsorgekapital anzusparen, hängt von zwei Faktoren ab: den Zinsen und der Dauer der Ansparphase (wenn Sie 2016 mit dem Sparen beginnen und 2041 in Rente gehen wollen, haben Sie eine 25-jährige Ansparphase). In der folgenden Tabelle sind "reale", d.h. inflationsbereinigte Werte ausgewiesen. Das gilt auch für die monatliche Ersparnis. Es wurde also angenommen, dass der Sparbetrag jedes Jahr um die Inflationsrate erhöht wird.

Wieviel Geld muss man monatlich sparen für künftige 10.000 Euro, heutige Kaufkraft?

Dauer der Sparphase
in Jahren
realer Zinssatz (= Zinssatz minus Inflationsrate) in Prozent
-0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
10 Jahre 86 83 81 79 77 75 73 71
15 Jahre 58 56 53 51 49 48 46 44
20 Jahre 44 42 40 38 36 34 32 31
25 Jahre 36 33 31 29 28 26 25 23
30 Jahre 30 28 26 24 22 21 19 18
35 Jahre 26 24 22 20 18 17 16 15
Quelle: Eigene Berechnungen von Finanzen verstehen. Unterstellt wurde dabei eine jährlich vorschüssige Einzahlung in den Sparvertrag, d.h. die Zahlung aller zwölf Monatsraten auf einmal zu Beginn jeden Jahres.


Ein Beispiel: Sie wollen in 25 Jahren in Rente gehen und bis dahin ein Vorsorgekapital von 70.000 Euro in heutigen Preisen bzw. mit heutiger Kaufkraft angespart haben. Bei einem realen Zinssatz (=Zinssatz minus Inflationsrate) von 1 Prozent müssen Sie dafür ab jetzt jeden Monat 203 Euro sparen (=7 x 29 Euro). Und, da mit inflationsbereinigten Werten gerechnet wird, um die Kaufkraft zu erhalten, jedes Jahr den monatlichen Sparbeitrag um die Inflationsrate erhöhen. Beträgt die Inflationsrate beispielsweise 1,0 Prozent, müssten Sie im zweiten Jahr jeden Monat nicht 203 Euro, sondern 205,03 Euro sparen, etc.

Was kann ich tun, wenn das nicht realistisch ist?

Wenn Wunsch und Wirklichkeit nicht zusammenpassen, heißt es: Zurück auf Start. Prüfen Sie dann bei der Planung der Altersvorsorge, welche der folgenden Möglichkeiten am ehesten in Frage kommt.

  • Intelligente Spardynamik einsetzen
    Zu wenig Geld? Mit einer intelligenten Spardynamik können Sie sparen, ohne ihr verfügbares Einkommen bzw. ihren Lebensstandard zu senken: Warten Sie einfach bis zur nächsten Lohnerhöhung und sparen dann die Hälfte der Lohnerhöhung weg. Bei der darauf folgenden Lohnerhöhung ebenfalls. Und so weiter, bis die gewünschte Sparquote erreicht ist. Das geht viel einfacher, als das verfügbare Einkommen zu reduzieren, um die Sparbeiträge zu zahlen. Den Effekt auf die Vorsorgeplanung können Sie konservativ abschätzen, in dem Sie einen höheren Sparbeitrag für eine kürzere Spardauer ansetzen. Konservativ deswegen, weil das Sparen nicht erst dann beginnt, wenn die gewünschte Sparquote erreicht wird, sondern in der Regel - wenn auch mit geringeren Beiträgen - mehrere Jahre früher.
  • Später in Rente gehen
    Wer später in Rente geht, erreicht einen doppelten Effekt: Erstens bleibt bis zur Rente mehr Zeit, das Vorsorgekapital anzusparen. Zweitens decken die Rentenzahlungen einen geringeren Zeitraum ab. Eine Rentenversicherung mit lebenslangen Rentenzahlungen wird dann deutlich billiger; ein Auszahlplan kann einen etwas kürzeren Zeitraum abdecken und wird dadurch ebenfalls billiger. Unter bestimmten Bedingungen zahlt sich darüber hinaus ein späterer Rentenbeginn auch in dritter Hinsicht aus: Wem nur noch einige Monate an Beitragszahlung fehlen, um in der Krankenversicherung als gesetzlich pflichtversicherter Rentner eingestuft zu werden und nicht als freiwillig Versicherter, muss dadurch im Ruhestand ggf. erheblich geringere Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zahlen.
  • Weniger vererben
    Wer über ausreichend Vermögen verfügt, das er noch nicht eingeplant hat, hat noch eine weitere Möglichkeit: Dieses Vermögen zugunsten einer zusätzlichen Altersrente teilweise oder ganz aufzulösen - damit allerdings auch weniger zu vererben. Das funktioniert auch mit einer selbst genutzten Immobilie. Neben der Möglichkeit, die Immobilie zu beleihen gibt es auch das so genannte "Reverse Mortgage", das umgekehrte Darlehen.
  • Mit geringerer Rente planen
    Wenn sich das alles nicht verwirklichen lässt, bleibt realistischer Weise leider nur noch eine Möglichkeit: Mit einer geringeren Rente planen als gewünscht. Für die Vorsorgeplanung bedeutet das: Gehen Sie die Schätzung zum Ruhestandsbedarf nochmals genau durch und schauen, ob notfalls auch weniger reicht. Falls nein, muss eine Denn schließlich kann jeder Euro nur einmal ausgegeben werden. Verbleibt also die Frage: Lieber im Ruhestand mehr Geld haben und dafür jetzt mehr sparen? Oder lieber jetzt mehr ausgeben und im Ruhestand stärker einschränken?