Opting-out-Modelle: automatische betriebliche Altersvorsorge

Opting-out-Modelle: automatische Entgeltumwandlung

Viele Bürger wollen für das Alter vorsorgen, scheitern aber an der konkreten Umsetzung dieser Absicht, weil sie die Auswahl und den Abschluss eines entsprechenden Vorsorgevertrages immer wieder »verschieben. Im derzeitigen Regulierungsrahmen ist dies ein Problem. Denn man muss aktiv werden, um an der Altersvorsorge teilzunehmen ("Opting-in-Modell). Wer sich nicht aktiv um die Altersvorsorge kümmert, bleibt außen vor.

Auf betrieblicher Ebene besteht die Möglichkeit, quasi "den Spieß umzudrehen": Durch eine automatische Einbeziehung der Arbeitnehmer in die freiwillige betriebliche Altersvorsorge per Entgeltumwandlung - mit jederzeitigem Widerspruchs- bzw. Kündigungsrecht. Bei dieser Variante der Altersvorsorge muss man aktiv werden, wenn man keine Altersvorsorge betreiben möchte ("Opting-out-Modell"). Wer alles auf sich beruhen lässt, ist automatisch in die Altersvorsorge einbezogen. Die Freiheit, sich für oder gegen Altersvorsorge zu entscheiden, bleibt nach wie vor bestehen.

In vielen US-amerikanischen Betrieben wird dieses Opting-out-Modell der freiwilligen Altersvorsorge bereits mit großem Erfolg angewendet; Teilnahmequoten von 85 Prozent und mehr sind keine Seltenheit. Aus sozialpolitischer Sicht Erfolg versprechend ist an diesen Modellen nicht nur der starke Anstieg der Beteiligung an der betrieblichen Altersvorsorge. Es hat sich gezeigt, dass die Teilnahmequoten insbesondere bei Frauen, Geringverdienern und ethnischen Minderheiten deutlich angestiegen sind - Personengruppen, die bislang nur unterdurchschnittlich häufig eine betriebliche Altersvorsorge hatten.

Anders sieht die Situation in Deutschland aus, wo bislang auf Opting-in-Modelle gesetzt wird. Seit Einführung des Rechts auf Entgeltumwandlung sind die Teilnahmequoten an der betrieblichen Altersvorsorge zwar spürbar angestiegen. Allerdings sind sie noch weit von den Teilnahmequoten entfernt, die sich mit Opting-out-Modellen erreichen lassen. Zudem kam der Anstieg insbesondere durch höhere Beteiligungsquoten bei Männern, Besserverdienern und Westdeutschen zustande - Personengruppen, die bislang ohnehin schon überdurchschnittlich oft eine betriebliche Altersvorsorge hatten.

Weiterführende Links
» Grundlagenartikel: Automatische Entgeltumwandlung: Hohe Teilnahmequoten ohne Zwang (pdf)
» Zusammenfassung: Wirkungsweise, rechtliche Rahmenbedingungen und politische Diskussion
» Linksammlung: Opting-out-Modelle: Umfragen, Positionen und Literatur