Gibt es kostenlose Finanzberatung?

Leider nein. Sie müssen zwischen Provision und Honorar entscheiden

Beratung zu Finanzen

Provisionsbasierte Beratung

Kostenlose Beratung gibt es leider nicht – auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag. Beratungskosten fallen immer an, nur sind sie in der Regel als Provisionen so gut in Ihren Beiträgen für Versicherung und Geldanlage „versteckt“, dass sie nicht weiter auffallen. Das ist üblicherweise der Fall, wenn Sie sich von Banken, Versicherungen, Versicherungsmaklern oder Versicherungsvertretern beraten lassen.

Der Berater – oder besser: Verkäufer – erhält seine Provision, wenn der Kunde unterschrieben hat. Keine Unterschrift, keine Provision. Deshalb glauben viele, dass die Beratung bei Versicherungsvertretern oder Bankangestellten kostenlos wäre. Tatsächlich zahlen Kunden, die einen Vertrag abschließen, für alle anderen mit. Und das ist alles andere als kostenlos: Die Provisionen für eine lang laufende Kapitallebensversicherung betragen schnell weit über 1.000 Euro. Ein weiteres Problem: Für den Verbraucher ist es im Zweifel schwer zu erkennen, ob etwas empfohlen wurde, weil es eine gute Sache ist – oder weil Bank, Versicherung oder Berater an der zugehörigen Provision besonders gut verdienen. Einige Finanzinstitute machen Ihren Mitarbeitern sogar explizite Vorgaben, welche Finanzprodukte sie wie oft verkaufen sollen - egal ob die Kunden diese benötigen oder nicht.

Honorarberatung

Es gibt aber auch Beratungsgespräche, für die eine offene Bezahlung bzw. ein Honorar verlangt wird, die „Honorarberatung“. Das ist z.B. der Fall, wenn Sie sich von einer Verbraucherzentrale oder einem gesetzlich zugelassenen Versicherungsberater beraten lassen. Diese Kosten betragen häufig zwischen 50-70 Euro (Verbraucherzentrale) und 80-150 Euro (Versicherungsberater) pro Stunde. Auf den ersten Blick ist das viel teurer als bei Banken und Versicherungen. Auf den zweiten Blick nicht.

Sie können leicht selbst ausrechnen, wie hoch die Provisionen für Kapitallebens- oder Rentenversicherungen ausfallen. Die Provisionen betragen üblicherweise drei bis fünf Prozent der Beitragssumme. Wenn Sie einen Vertrag abschließen, der 30 Jahre lang eine Einzahlung von 100 Euro pro Monat vorsieht, kommen über die gesamte Laufzeit 36.000 Euro an Beiträgen zusammen. Drei Prozent Provision auf diese Beitragssumme sind 1.080 Euro. Im Vergleich dazu fällt selbst die Beratung bei einem unabhängigen Berater günstig aus, der 120 Euro Honorar pro Stunde verlangt.

Allerdings: Auch bei der Honorarberatung können Fehlanreize bestehen. Da der Honorarberater pro Stunde bezahlt wird, kann es sich für ihn lohnen, Sie länger als nötig zu beraten. Das Problem stellt sich aber nicht, wenn er eine lange Warteliste hat und finanziell nicht darauf angewiesen ist, Sie zu beraten. Auch hat der Honorarberater kein Interesse, Sie zum Kauf bestimmter (und möglicherweise: unpassender) Versicherungen oder Finanzanlagen zu bewegen. Er verdient schließlich an der Beratung, nicht am Verkauf.

Nettotarife wählen, damit Sie nicht zweimal zahlen

Deswegen empfehlen Verbraucherschützer eine Honorarberatung. Wenn Sie sich als Ergebnis einer Honorarberatung für bestimmte Versicherungen oder Formen der Geldanlage entscheiden, müssen Sie noch auf einen wichtigen Punkt achten: Wählen Sie unbedingt so genannte „Nettotarife“, die ohne Provisionen kalkuliert sind. Sonst zahlen sie zweimal – erst das Honorar für die Beratung und dann die Provisionen für einen „normalen“ Versicherungsabschluss oder die Ausgabeaufschläge für einen Fonds.

Weitere Informationen:
Der Wegweiser Finanzberatung erläutert die einzelnen Beratungsformen und den Beratungsprozess und unterstützt Sie bei der Auswahl eines passenden Beraters. Das unabhängige Internetangebot wurde vom Institut für Finanzdienstleistungen entwickelt und vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz gefördert.

Einen Eindruck von dem Verkaufsdruck, unter dem viele Berater von Banken und Sparkassen stehen, vermitteln die Ergebnisse von Verkaufsdruck nein Danke, einer nicht repräsentativen Verdi-Umfrage unter Bankbeschäftigten.