Finanzieller Analphabetismus und die Folgen

Finanzieller Analphabetismus und die Folgen

Wenn, ja wenn das Thema Finanzen nicht so unpopulär wäre. Stellen Sie sich vor, es geht um Finanzen, und alle sind begeistert dabei. Keiner schiebt mehr lästige finanzielle Angelegenheiten vor sich her. Alle verstehen, um was es geht. Und keiner lässt sich mehr von schwarzen Schafen der Finanzbranche in unseriöse Geldanlage drängen... Weil dem aber so nicht so ist, stellen der "finanzielle Analphabetismus" bzw. die mangelnde finanzielle Allgemeinbildung ein echtes Problem dar - nicht nur für die Betroffenen, sondern für die ganze Gesellschaft. Worum es geht?

Genauso wie zum Alphabetismus neben dem abstrakten Wissen über Buchstaben, Worte und Grammatik auch deren praktische Anwendung in Form von Lesen und Schreiben gehört, umfasst der Finanz-Alphabetismus ("Financial Literacy") sowohl das abstrakte Wissen über grundlegende finanzielle Zusammenhänge und die Funktionsweise von Finanzprodukten als auch die konkrete Erfahrung im Umgang mit Finanz- und Versicherungsprodukten.

Wer sich schlecht mit Vorsorgeprodukten auskennt und die Konstruktionen der Versicherungen und Geldanlagemöglichkeiten nicht versteht, befindet sich zwar in bester Gesellschaft; den meisten Deutschen geht es so. Dieser finanzielle Analphabetismus führt aber zu einem doppelten Problem:

Zum einen besteht dann die Gefahr, sich bei finanziellen Entscheidungen unkritisch den Empfehlungen seines Bank- oder Versicherungsberaters anzuschließen. Der aber kennt die individuelle Situation seiner Kunden nicht so gut und ist je nach Vergütungs- und Provisionssystem meist interessengebunden. Folge ist häufig der Abschluss von Vorsorgeverträgen, die nicht zur individuellen Situation passen. Ein Indiz dafür sind z.B. die hohen Stornoquoten bei Kapitallebensversicherungen.

Zum anderen führt eine mangelnde Financial Literacy in der Regel zu einer Abneigung gegen finanzielle Angelegenheiten und die Vorsorgethematik. In der Folge »verschieben viele Bürger beispielsweise ihre Altersvorsorge immer wieder auf "morgen" - oft jahrelang .

Diese Problematik ist jedoch nicht auf das Gebiet der Altersvorsorge beschränkt. Wie die jüngsten Sozialreformen verdeutlichen, wird den Bürgern auch auf den Gebieten Gesundheit und Pflege künftig immer mehr Eigenverantwortung für ihre Absicherung zugeschrieben. Ob unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen die Bürger in der Lage sind, diese Eigenverantwortung sinnvoll zu nutzen, ist jedoch unklar. Denn derzeit sind häufig die steuerlicher Rahmenbedingungen kompliziert, die Finanzprodukte intransparent und das »finanzielle Wissen bzw. die "Financial Literacy" gering.

» Finanzielles Wissen: Nicht zum Besten bestellt
» Überschätzen von Rentenansprüchen: Weit verbreitet
» Verschieben von Altersvorsorge: Morgen, morgen, nur nicht heute ...



Studien zum Thema "Finanzieller Analphabetismus"


Finanzieller Analphabetismus
Was sagt die Forschung zu den Themen „Finanzieller Analphabetismus“, „Finanzielle Allgemeinbildung“ und „Financial Literacy“? Informieren Sie sich hier über die einschlägigen Studien. Damit gleich auf den ersten Blick klar wird, wie die Studie einzuordnen ist, werden neben Studientitel und Autoren auch Auftraggeber oder – bei Eigenforschung – die Institution genannt.     » zum Studienverzeichnis