Altersvorsorge planen, Schritt 4:
Vorsorgelücke - was fehlt, pro Monat und insgesamt?

Altersvorsorge planen: Vorsorgelücke - wie viel Geld fehlt für den Ruhestand

Die monatliche Vorsorgelücke zu ermitteln, ist leicht: Nehmen Sie einfach das geschätzte monatliche Ruhestandseinkommen und ziehen davon den geschätzten monatlichen Ruhestandsbedarf ab. Das, was Sie mehr brauchen, als Sie haben, ist Ihre „Vorsorgelücke“ – pro Monat.

Abschätzung der Versorgungslücke: Wieviel Geld fehlt pro Monat?

Schätzgröße Wert in Euro, heutige Kaufkraft
  Netto-Ruhestandseinkommen (zur Berechnungstabelle)
  – Ruhestandsbedarf (zur Berechnungstabelle)
  = Versorgungslücke pro Monat (Zeile 1 minus Zeile 2)

Altersvorsorge - Vorsorgelücke insgesamt

Leider reicht diese Berechnung nicht aus. Um abzuschätzen, wie viel man zusätzlich sparen muss, um die monatliche Vorsorgelücke zu stopfen, müsste man wissen, wie lange die Vorsorgelücke gestopft werden muss – also wie lange man lebt bzw. wie alt man wird. Natürlich weiß das niemand.

Eine Vorstellung von der eigenen Lebenserwartung kann man zwar schnell bekommen. Mittlerweile sind einfach zu bedienende Lebenserwartungs-Rechner im Netz verfügbar verfügbar, beispielsweise der Wie-alt-werden-Sie-Rechner des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Die Lebenserwartung gibt allerdings nur an, wie alt eine mit Ihnen vergleichbare Personengruppe voraussichtlich im Durchschnitt werden wird.

Die Frage, wie lange Sie persönlich Ihre monatliche Rentenlücke stopfen müssen, lässt sich auch damit nicht beantworten. Ihre Altersvorsorge können Sie trotzdem planen. Sie müssen nur entscheiden, wie Sie mit dem "Risiko" umgehen wollen, dass sie länger leben als erwartet (in der Versicherungsbranche spricht man tatsächlich vom "Langlebigkeits-Risiko"). Je nachdem müssen Sie zum Stopfen der Vorsorgelücke mehr oder weniger Geld ansparen. Drei Varianten sind möglich:

  • Unendlich lange Rentenzahlungen aus Zinserträgen ("ewige Rente")
    Bei dieser Variante wird die monatliche Rente aus den Zinsen auf das angesparte Vorsorgekapital gezahlt. Vorteil: Das Vorsorgekapital selbst wird nicht angetastet. Es besteht also keinerlei Risiko, dass es zu Ihren Lebzeiten aufgebraucht ist. Vielmehr sind "ewige" Rentenzahlungen möglich. Nachteil: Man muss sehr, sehr viel Geld angespart haben, damit die Zinsen allein für die Rentenzahlungen ausreichen.
  • Lebenslange Rentenzahlungen aus einer Rentenversicherung ("Leibrente")
    Bei dieser Variante werden die Renten aus den Zinsen und dem Vorsorgekapital bezahlt. Das Risiko, dass das Vorsorgekapital bei einer langen Lebensdauer nicht ausreicht, wird auf eine Versicherung übertragen. Vorteil: Egal, wie alt man wird - man erhält garantiert eine lebenslange Rentenzahlung ("Leibrente") und benötigt dafür deutlich weniger Vorsorgekapital als bei einer "ewigen Rente". Nachteil: Die Versicherungen berechnen in der Regel hohe Kosten dafür, das "Langlebigkeitsrisiko" zu übernehmen und die Versicherungsverträge abzuschließen und zu verwalten.
  • Rentenzahlungen für einen begrenzten Zeitraum mit einem Auszahlplan
    Bei dieser Variante werden die Renten ebenfalls aus den Zinsen und dem Vorsorgekapital bezahlt. Die monatlichen Zahlungen werden so berechnet, dass das Vorsorgekapital nach einem festgelegten Zeitraum (z.B. 20 Jahre) vollständig aufgebraucht ist. Vorteil: Bei einem Auszahplan benötigt man in der Regel deutlich weniger Vorsorgekapital als für eine Rentenversicherung. Bei einem frühzeitigen Todesfall wird das noch nicht aufgebrauchte Vorsorgekapital an die Erben ausbezahlt (bei einer Rentenversicherung lässt sich zwar ebenfalls eine Hinterbliebenenversorgung vereinbaren, diese Möglichkeit kostet dort aber extra). Nachteil: Wer länger lebt, als der Auszahlplan läuft, steht am Lebensende ohne Rentenzahlung aus der zusätzlichen Altersvorsorge da.

In den folgenden Abschitten ist tabellarisch aufgelistet, wie viel Vorsorgekapital Sie ansparen müssen, um monatlich 100 Euro zu erhalten - aus Zinsen ("ewige Rente"), einer Rentenversicherung mit lebenslanger Zahlung ("Leibrente") oder einem Auszahlplan mit begrenzter Laufzeit. Da für die erste Variante extrem viel Vorsorgekapital angespart werden muss, kommt diese für die wenigsten Vorsorgesparer in Frage. Sie werden sich zwischen den beiden verbleibenden Alternativen entscheiden müssen: Wollen Sie eine Rentenversicherung mit garantiert lebenslangen Rentenzahlungen? Oder einen Auszahlplan mit begrenzter Laufzeit, dafür in der Regel aber höheren Zahlungen?

Unendlich lange Rentenzahlungen aus Zinserträgen

Für die Maximalvariante muss so viel Geld angespart werden, dass die monatliche Vorsorgelücke aus der Verzinsung dieses Vermögens gedeckt werden kann. Das Vermögen selbst wird also nicht angetastet (und kann daher vollständig vererbt werden). Damit es nicht durch die Inflation entwertet wird, muss in dieser Variante mit „ Realzinsen“ gerechnet werden, also denjenigen Zinsen, die übrig bleiben, wenn die Inflationsrate abgezogen wurde.

Wie viel Geld braucht man für monatlich 100 Euro "ewige Rente", heutiger Kaufkraft? (Berechnung)


benötigtes Geld
realer Zinssatz (= Zinssatz minus Inflationsrate) in Prozent
-0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
nicht möglich 240.000 € 120.000 € 80.000 € 60.000 € 48.000 € 40.000 €
Quelle: Eigene Berechnungen von Finanzen verstehen


Ein Beispiel: Das Vermögen wird mit 3,0 Prozent verzinst und die Inflationsrate beträgt 1,5 Prozent. Dann werden 1,5 Prozent benötigt um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust auszugleichen. Die restlichen 1,5 Prozent – die Realzinsen – können abgehoben und zum Stopfen der Vorsorgelücke bzw. für die Ruhestandausgaben verwendet werden. Wie viel Geld angespart werden muss, hängt in dieser Variante also sehr stark von den Realzinsen ab: Pro 100 Euro, um die das Ruhestandseinkommen monatlich aufgestockt werden soll, sind bei einer realen Verzinsung von 1,5 Prozent 80.000 Euro Vermögen erforderlich. Betragen die Zinsen abzüglich Inflationsrate 1 Prozent, sind gar 120.000 Euro nötig. Bei 2 Prozent sind es „nur“ 60.000 Euro).



Lebenslange Rentenzahlungen mit Versicherungen

Der folgenden Tabelle können Sie entnehmen, wie viel Geld man bis zum Rentenbeginn ansparen muss, wenn man monatlich 100 Euro Rente erhalten will, solange man lebt. Dabei wurde angenommen, dass man während der Erwerbsphase nicht in eine Rentenversicherung einbezahlt, sondern das Geld auf andere Art und Weise anspart. Der angesparte Betrag wird erst zu Beginn des Ruhestandes in eine private Rentenversicherung eingezahlt, und zwar per Einmalzahlung auf einen Schlag. Die lebenslangen Rentenzahlungen beginnen sofort nach dieser Einmalzahlung (siehe Spalte "Alter bei Rentenbeginn").

Damit die monatliche Rente in heutiger Kaufkraft abgeschätzt werden kann, wurde in der Tabelle mit "realen" Zinsen (Zinsen minus Inflationsrate) gerechnet. Beispiel: Bei Zinsen von 2,5 Prozent pro Jahr und einer Inflationsrate von 1,5 Prozent beträgt der reale Zinssatz 1,0 Prozent. In der Tabelle finden Sie dann den Schätzwert in der Spalte "realer Zinssatz" unter "1,0". Damit wird das benötigte Vorsorgekapital mit einem fiktiven Zinssatz von 1,0 Prozent berechnet. Da die Versicherung aber im Beispiel tatsächlich 2,5 Prozent Zinsen auf das Vorsorgekapital erwirtschaftet (und nicht nur den "Rechnungszins" von 1,0 Prozent), entsteht ein so genannter "Zinsüberschuss", der die Rente erhöht und somit als Inflationsausgleich dient.

Dadurch wird eine Schätzung, aber keine Berechnung des benötigten Vorsorgekapitals für eine lebenslange Rentenzahlung in heutiger Kaufkraft möglich. Denn tatsächlich wird einerseits der Zinsüberschuss im komplizierten System der "Überschussbereiligung" nicht vollständig an die Versicherten ausgezahlt, so dass mehr Vorsorgekapital benötigt wird als in der Tabelle ausgewiesen. Andererseits erhalten die Versicherten darüber hinaus noch eine Beteiligung am Risikoergebnis ihrer Versicherung, so dass weniger Vorsorgekapital benötigt wird. Per Saldo eigenen sich daher die Schätzwerte der Tabelle, um eine Vorstellung von der Größenordnung des benötigten Vorosrgekapitals zu erhalten.

Wie viel Geld Sie bis zum Rentenbeginn ansparen müssen, hängt insbesondere von drei Faktoren ab:

  • Alter bei Rentenbeginn: Je später die Rentenzahlung beginnt, desto kürzer muss die Versicherung die Monatsrenten an Sie zahlen, desto billiger wird es.
  • Geburtsjahrgang: Je später Sie geboren sind, desto länger ist Ihre statistische Lebenserwartung, desto länger muss die Versicherung zahlen, desto teurer wird es.
  • Zinsen: Je höher die Zinsen sind, deso größer ist der Anteil der Rentenzahlungen, der aus den Zinsen gezahlt werden kann, desto billiger wird es.

Wie viel Geld braucht man für monatlich 100 Euro lebenslange Rente, heutige Kaufkraft? (Schätzung)

Alter bei Rentenbeginn Geburtsjahrgang realer Zinssatz (=Zinsen minus Inflationsrate) in Prozent
0 1,0 2,0 3,0
  65 1960 38.651 € 33.104 € 28.715 € 25.200 €
1970 40.905 € 34.771 € 29.966 € 26.151 €
1980 43.095 € 36.362 € 31.139 € 27.029 €
1990 45.225 € 37.884 € 32.243 € 27.841 €
  67 1960 36.313 € 31.356 € 27.394 € 24.189 €
1970 38.519 € 33.013 € 28.656 € 25.163 €
1980 40.668 € 34.600 € 29.844 € 26.065 €
1990 42.764 € 36.123 € 30.966 € 26.904 €
  69 1960 34.000 € 29.597 € 26.041 € 23.138 €
1970 36.151 € 31.238 € 27.309 € 24.130 €
1980 38.255 € 32.816 € 28.509 € 25.054 €
1990 40.314 € 34.336 € 29.647 € 25.917 €
Alle Angaben ohne Gewähr. Quelle: Deutscher Rentenrechner des Mathematischen Instituts der Universität Heidelberg, Stand Mai 2016. Die Berechnungen basieren auf der Sterbetafel DAV 2004R (Aggregattafel). Angenommene Geschlechtermischung des Tarifs: 50 Prozent Frauen, 50 Prozent Männer. Keine Hinterbliebenenversorgung. Annahmen zu den Kosten:
αz - unmittelbare Abschlusskosten:40 ‰ (Promille) der Beitragssumme
αγ - Amortisationskosten: 1 % (Prozent) des Beitragsbarwerts.
β - Inkassokosten: 3 % (Prozent) des Beitrags.
γ1 - Verwaltungskosten für die Bestandsverwaltung: 1 % (Prozent) eines Beitragsbarwerts bis Renteneintritt.
γ2 - Verwaltungskosten für die Leistungsabwicklung: 1 % (Prozent) des Leistungsbarwerts
Hinsichtlich des Inflationsausgleichs wurde vereinfachen angenommen, dass die Zinsüberschüsse den Versicherten vollständig gutgeschrieben werden, sie jedoch keine Beteiligung am Risikoergebnis erhalten. Alle Werte sind daher lediglich als Schätzwerte zur Größenordnung des benötigten Vorsorgekapitals zu verstehen.


Ein Beispiel: Wer 1960 geboren wurde und mit 65 Jahren in Rente geht (also im Jahr 2015), muss zu Rentenbeginn 33.104 Euro an die Versicherung zahlen, um eine lebenslange Rente von 100 Euro pro Monat zu erhalten, wenn das Vorsorgekapital mit 1 Prozent verzinst wird.

Während diese Tabelle einen groben Überblick über die benötigten Größenordnungen gibt, erlauben Ihnen der Deutsche Rentenrechner des Mathematischen Instituts der Universität Heidelberg Detail-Kalkulationen für beliebige Geburtsjahrgänge, Rentenbeginnalter und Zinssätze. Um mit inflationsbereinigten Werten zu rechnen, setzen Sie unter "Rechnungszins" den realen Zinssatz ein, d.h. die Zinsen abzüglich der Inflationsrate.


Rentenzahlungen für einen begrenzten Zeitraum mit Auszahlplan

Bei einem Auszahlplan wird die Monatsrente nicht ein Leben lang gezahlt, sondern genau so lange, wie vorher vereinbart. Was ein Auszahlplan kostet, hängt daher nicht von der Lebenserwartung ab (also weder vom Geburtsjahrgang noch vom Alter bei Beginn des Auszahplans) sondern ausschließlich von der Auszahldauer und vom Zinssatz.

Für die Schätzwerte der folgenden Tabelle wurde angenommen, dass man während der Erwerbsphase nicht in den Auszahlplan/Entnahmeplan einzahlt, sondern das Geld auf andere Art und Weise anspart. Der angesparte Betrag wird erst zu Beginn des Ruhestandes in einen Auszahlplan/Entnahmeplan eingezahlt, und zwar per Einmalzahlung auf einen Schlag. Die Auszahlungen beginnen direkt im Anschluss und dauern so lange an, wie vereinbart wurde (siehe Spalte "Auszahlungsdauer in Jahren").

Damit die monatliche Auszahlung in heutiger Kaufkraft abgeschätzt werden kann, wurde in der Tabelle mit "realen" Zinsen (Zinsen minus Inflationsrate) gerechnet. Beispiel: Bei Zinsen von 2,5 Prozent pro Jahr und einer Inflationsrate von 1,5 Prozent beträgt der reale Zinssatz 1,0 Prozent. In der Tabelle finden Sie dann den Schätzwert in der Spalte "realer Zinssatz" unter "1,0". Damit wird das benötigte Vorsorgekapital mit einem fiktiven Zinssatz von 1,0 Prozent berechnet. Da die Bank aber im Beispiel tatsächlich 2,5 Prozent Zinsen auf das Vorsorgekapital erwirtschaftet (und nicht nur den realen Zinssatz von 1,0 Prozent), wurde angenommen, dass die restlichen 1,5 Prozent für eine so genannte "Dynamik" genutzt werden: Die jährliche Auszahlung steigt dadurch im selben Maße wie die angenommene Inflation, so dass das benötigte Kapital für Auszahlungen in heutiger Kaufkraft abgeschätzt werden kann.

Wieviel Geld braucht man für monatlich 100 Euro bei einem Auszahlplan, heutige Kaufkraft? (Berechnung)

Auszahlungsdauer
in Jahren
realer Zinssatz (= Zinssatz minus Inflationsrate) in Prozent
-0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
10 Jahre 12.275 € 12.000 € 11.735 € 11.479 € 11.233 € 10.995 € 10.765 € 10.543 €
15 Jahre 18.647 € 18.000 € 17.368 € 16.804 € 16.252 € 15.727 € 15.229 € 14.755 €
20 Jahre 25.181 € 24.000 € 22.899 € 21.871 € 20.911 € 20.014 € 19.175 € 18.289 €
25 Jahre 31.881 € 30.000 € 28.275 € 26.692 € 25.236 € 23.896 € 22.662 € 21.523 €
30 Jahre 38.750 € 36.000 € 33.520 € 31.279 € 29.251 € 27.413 € 25.744 € 24.226 €
35 Jahre 45.794 € 42.000 € 38.635 € 35.643 € 32.978 € 30.598 € 28.469 € 26.558 €
Quelle: Eigene Berechnungen von Finanzen verstehen. Unterstellt wurde dabei eine jährlich vorschüssige Auszahlung, d.h. die Zahlung aller zwölf Monatsraten (zusammen also 1.200 Euro) zu Beginn jeden Jahres.


Während diese Tabelle einen groben Überblick über die benötigten Größenordnungen gibt, erlauben Ihnen verschiedene Online-Rechner wie beispielsweise unter Zinsen-berechnen.de Detail-Kalkulationen für beliebige Auszahldauern und beliebige Zinssätze. Um mit inflationsbereinigten Werten zu rechnen, setzen Sie in den Online-Rechnern unter "Zinssatz" den (nominalen) Zinssatz und unter "Dynamik" die Inflationsrate ein.